Praktikumsbericht von Jule Reuss

3 Wochen auf einem Hofbetrieb leben und mitarbeiten.

Auf den Waldorf-/Steinerschulen ist dies das große Thema in der 9.Klasse. Neben landwirtschaftlicher Arbeit wird auch das soziale Einbringen und das Leben in einer fremden Familie zur alltäglichen und natürlichen Selbstverständlichkeit.

Unser Tag begann anfangs um 5:30 Uhr, da wir meinten,  mit anziehen und richten vom Haus bis zum Stall eine halbe Stunde zu brauchen. Wir fanden jedoch schnell heraus, dass man nach dem Weckerklingeln auch wieder einschlafen kann, und dann von den Leuten aus dem Stall geweckt werden muss:) Somit wurde das Aufstehen auf 5:45 Uhr verschoben. Die morgendliche Stallarbeit begann mit Ausmisten der Pferde. Dabei wurde das Einstreu, das als Schlafplatz dient, von Pferdekot befreit, die Fressboxen wurden ausgefegt, alle Steinplatten wurden ebenfalls „gewischt“, und der Außenplatz abgesammelt. Anschließend wurden die vier Schweine mit Mais und Molke gefüttert und danach ihr Kot und Dreck entfernt. Das Spannensde und Amüsanteste dabei war das Quieken und Schmatzen der lustigen Ringelschwänzler. Von den insgesamt 180 Hühnern leben 5 in einer seperaten Gruppe, da somit ihr Hühnerleben etwas besser vor gegenseitigen Angriffen geschützt ist. Diese 5 mussten morgens aus dem Stall gelassen werden, wurden gefüttert und bekamen Wasser. Nun kam die letzte große Arbeit im Morgenstall dran: Den Laufhof des Kuhstalls säubern. Der ungeschickt platzierte Kot und Dreck wurde mit einem Handschaber in die Mitte der Wege geschoben, so dass er später mit unserem heißgeliebten „Spaltenfahrzeug“ oder auch „Putzmaschine“ zusammen gefahren werden konnte, um dann im Gülleloch zu landen. Auch die Läger, „Betten“ der Kühe wurden gesäubert und das Stroh wieder zurecht gerückt, schließlich sollen es die behornten Damen und der einzige Herr beim schlafen und wiederkäuen bequem haben:) Zum Schluss wurden die rutschigen Stellen mit Sägemehl bestreut, um die Rutschgefahr zu verringern. Gegen 7:30 Uhr war die morgendliche Arbeit getan und es ging zum Frühstück. Ein großer Genuss für uns war der Schweizer Käse, den es jeden Morgen oder manchmal auch zum Abendessen gab. In Kombination mit selbstgemachter Marmelade war das der perfekte Tagesstart:)

Unter der Woche hatten wir nun bis um 8:30 Uhr Pause, anschließend ging es dann mit der Besprechung der Mitarbeiter weiter. Diese Arbeiter sind Menschen mit und ohne körperlicher oder seelischer Behinderung. Mit ihnen zu arbeiten und den Tag zu verbringen, war für uns ein unvergessliches Erlebnis, wir haben so viel gelacht und hatten riesigen Spaß.

Die ersten beiden Wochen arbeiteten wir vormittags und nachmittags auf dem Feld, und jäteten Randen ( Rote Beete ), Rübli ( Karotten ) und Chicoree. Von 9 Uhr bis 12 Uhr arbeiteten wir vormittags in gebückter Haltung über den Dämmen und befreiten das Gemüse von Unkraut. Um 12 Uhr ging es mit einem kleinen Transporter zurück zum Hof, wo wir in der Cafeteria des Wohnheims zu Mittag aßen. Unsere 2 stündige Mittagspause verbrachten wir anfangs mit schlafen und ausruhen, bis wir mit unseren Schulaufgaben in zeitliche Bedrängnis kamen und diese dann mittags im Halbschlaf erledigten. Um 14 Uhr ging es dann bis um 16 Uhr, manchmal auch bis um 17 Uhr, mit jäten weiter. Im Nachhinein kann man diese Feldarbeit gut an den T-Shirtabdrücken an unserem Rücken betrachten, oder auch am Sonnenbrand an unseren Ohren;)

Nachdem wir wieder zurück am Hof waren, ging es direkt in den Stall zum Pferde ausmisten.  Natürlich kamen auch wieder Schweine, Hühner und Kühe dran. Diesmal wurden auch die Hühner im großen Stall versorgt, bei denen wir die Eier einsammelten, sie putzen, die Hühner fütterten und in den Stall einsperrten. So geschickt, wie wir uns am Anfang anstellten, ging dabei auch mal das ein oder andere Ei kaputt;) Wenn alles gut lief und wir genügend Helfer waren, waren wir gegen 18:30 Uhr mit der Arbeit fertig. In den ersten beiden Wochen mussten wir nun aber manchmal nochmal jäten gehen, wenn wir tagsüber das vorausgesetzte Ziel nicht erreicht hatten. Zum Abendessen gab es sehr verschiedene Köstlichkeiten. Mal Pizza, Nudeln, Zucchinigemüse oder einfach nur Vesper. Doch davor bekamen wir manchmal  den Luxus, auf den Pferden Chili und Friedrich das Westernreiten kennen zu lernen. Manchmal wurde daraus auch ein Ausritt mit Panoramabergen oder Planschen im Fluss. An heißen Tagen ließen wir den Abend am See ausklingen oder schauten bei Regenwetter einen Film.

In der 3. Woche waren wir mit dem Jäten fertig und erledigten dafür verschiedene Arbeiten auf dem Hof. Neben Johannisbeeren und Cassis ernten, kam auch Hof fegen und Spatenfahrzeug putzen dran. Große Highlights waren für uns das neue Familienmitglied Hund Talis, der sich sofort in unsere Herzen pflanzte, und das Reitturnier von Tamara, bei dem wir viele tolle Sachen erlebten und eine großartige Reiterin beobachten konnten;) Doch eigentlich waren die gesamten 3 Wochen für uns ein einziges Highlight, welches wir nie vergessen werden und wenn möglich, so oft es geht, die Familie und den Hof besuchen möchten, und vor allem unsere Arbeit mit einbringen wollen. Wir danken euch für alles, ihr seid die Besten,

Jule und Luna 2